71. Jahrestag der Selbstbefreiung der jüdischen Häftlinge des deutschen Vernichtungslagers Sobibor

71. Jahrestag der Selbstbefreiung der jüdischen Häftlinge des deutschen Vernichtungslagers Sobibor

Am 14. Oktober 2014 jährte sich zum 71. Mal der Jahrestag der Selbstbefreiung des deutschen Vernichtungslagers Sobibor durch jüdische Arbeits-Häftlinge. An den Feierlichkeiten nahm auch die Bundestagsabgeordnete Azize Tank, Sprecherin für Soziale Menschenrechte der Bundestagsfraktion Die LINKE., teil.

 

Fast 100 Jugendliche aus Polen, Israel, den Niederlanden, Deutschland, der Ukraine und Belarus sind angereist, um an dem Projekt der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung „Tragic History – Shared Memory. An international research and educational project” vom 11. bis 15. Oktober 2014 in Sobibor teilzunehmen. Die Abgeordnete Tank nutzte die Gelegenheit um sich mit den zahlreichen Jugendlichen zu treffen, ihr Engagement zu würdigen und zur Fortführung ihres wichtigen erinnerungspolitischen Engagements zu ermuntern. Unter den Jugendlichen waren auch 12 junge Deutsche aus Liebenau und Freiburg im Breisgau.

Der jüdische Widerstandskämpfder und Shoah-Überlebende Philip (Fiszel) Bialowitz

An den Feierlichkeiten, die von der Stiftung „Polnisch-Deutsche Aussöhnung“ und des Landratsamts von Włodawa organisiert und von der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit und der niederländischen Provinz Gelderland mitfinaziert, wurden nahm auch einer der letzten Überlebenden des Aufstandes am 14.10.1943 in Sobibor, Herr Philip Bialowitz teil. Der aus den USA angereiste Bialowitz ist einer von acht noch lebenden Zeitzeugen des verbrecherischen faschistischen Vernichtungslagers Sobibór. Zwischen 1942 und 1943 wurden nach unterschiedlichen Schätzungen von 170.000 bis 250.000 Menschen, mehrheitlich Juden aber auch Sinti und Roma ermordet. Bialowitz beteiligte sich mit seinem Bruder Symcha in einer illegalen jüdischen Widerstandsgruppe an den Vorbereitungen des Aufstand. Diese führte zur Selbstbefreiung von ca. 600 Häftlingen, die zur Zwangsarbeit in dem Lager gezwungen wurden.  Schätzungsweise 200 von ihnen konnten entkommen.

Die Bundestagsabgeordnete Azize Tank gedenkt der Opfer von Sobibor

Neben der Abgeordneten Tank nahmen auch PolitikerInnen aus den Niederlanden und Vertreter lokaler Behörden an den Feierlichkeiten teil. Darunter Herr Wiesław Holaczuk, Landrat des Landkreises Włodawa; Herr Dieter Reinl, Referatsleiter für Kultur der Deutschen Botschaft in Warschau; Herr Eppie Klein, Vizepräsident des Landesparlamentes der niederländischen Provinz Gelderland, der von Herr Doede Sijtsma, Leiter der Abteilung für Internationale Beziehungen der Provinz Gelderland begleitet wurde, der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung, Herr Dariusz Pawłoś sowie der deutsche Filmemacher Herr Christoph Rüter.

Bürgerinitiative: Gedenkallee Sobibor

In ihrer Ansprache während der Feierlichkeiten unterstrich Frau Tank, dass „Der Besuch dieses -für die europäische Geschichte und Erinnerung wichtigen Ortes- sehr bewegend sei und zum weiteren Engagement zur Erhaltung der Gedenkstätte als einzigartigen Ort der Erinnerung, Begegnung, Bildung und wissenschaftlichen Recherche ermutigen sollte“. Die Erhaltung dieses außergewöhnlichen Ortes muss eine gemeinsame europäische Aufgabe werden.

Die Abgeordnete Tank begrüßte, dass die Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung unter der Leitung ihres Vorstandsvorsitzenden Herr Dariusz Pawłoś diese Einschätzung teilt und Sobibor ein wichtiger Stellenwert in der Stiftungs-Arbeit eingeräumt wird. Damit beweist die Stiftung einmal mehr, welche bedeutsame und wichtige Rolle ihr in den deutsch-polnischen Beziehungen für die Gegenwart und Zukunft zukommt.

Die Mitglieder des Unterausschusses Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik setzten sich gemeinsam und überfraktionell seit Mai 2014 dafür ein, dass im Deutschen Bundestag, die neu entstehende Ausstellung über die Geschichte des deutschen Vernichtungslagers Sobibor vorgestellt wird. Die mit zahlreichen Artefakten aktueller archäologischer Grabungen, zu den dort auch vergasten deutschen Jüdinnen und Juden aufwartende Ausstellung, könnte einen wichtigen Beitrag leisten, um die Verfolgung der europäischen Juden und die Geschichte der in Sobibor industriell betriebenen deutschen Vernichtungspolitik ins Zentrum des öffentlichen Bewusstsein zu rücken.

10694482_719375578141671_1964057529736723025_o

„Dabei sollten auch die neuen archäologischen Funde, gebührend in der Neukonzeption der zukünftigen Gedenkstätte Sobibor berücksichtigt werden und zugleich auch in der zukünftig langfristig zu gewährleistenden Bildungs- und Erinnerungsarbeit der Gedenkstätte eine zentrale Rolle spielen“ so Tank.

In diesem Zusammenhang wäre es sehr zu begrüßen, wenn die bisherigen Bemühungen der Zivilgesellschaft, darunter die erinnerungspolitischen Bildungsinitiativen aus Deutschland, den Niederlanden, Israel und weiteren Staaten – wie die Gedenkallee mit den Gedenksteinen – als wichtige Formen der Erinnerung erhalten und fortgeführt werden – fügte die Berliner Abgeordnete hinzu. Nur durch die Integration solcher gesellschaftlich sehr wertvollen Bürgerinitiativen wird eine Weitergabe der Erinnerung an nachkommende Generationen lebendig und aktiv in der neuen Gedenkstätte mitgestaltetet werden können.