Liebe Antifaschistinnen und Antifaschisten,
liebe Freundinnen und Freunde,
der 9. Mai, der Tag Sieges über den deutschen Faschismus, der Tag an dem die verbrecherische deutsche Wehrmacht vor den Vertretern der Anti-Hitler-Koalition in Berlin-Karlshorst ihre bedingungslose Kapitulation unterzeichnete, markiert einen Wendepunkt in der Geschichte Europas.
Es ist mir dabei eine besondere Ehre in diesem Zusammenhang im Deutschen Bundestag Herrn Alexander Bychok, einen ehemaligen Häftling des deutschen KZ Buchenwald, in Begleitung seiner Tochter Nadia Bardikova empfangen zu dürfen.
Es ist ein Tag an dem wir die Zerschlagung des deutschen Faschismus feiern und die ehemaligen KombattantInnen und WiderstandskämpferInnen ehren! Ihnen allen gilt unser Dank für die Befreiung!
Unvergessen sind jedoch an diesem Tag vor allem die Millionen Opfer des deutschen Faschismus. Insgesamt starben während des Zweiten Weltkriegs nach Schätzungen: ca. 50 Millionen Menschen, davon 30 Millionen Zivilsten, 6 Millionen Juden, 3 Millionen sowjetische Kriegsgefangene, 220 Tausend Sinti und Roma, 250.000 Euthanasieopfer und geschätzt 8.000 Homosexuelle sowie Tausende weitere KZ-Häftlinge, politische Gefangene, Deportierte oder an Hunger gestorbene Menschen.
Die größte Last bei der Befreiung Deutschlands und des besetzten Europas durch antifaschistische Kräfte hatten dabei die Soldaten und Frauen-Soldaten zu tragen, die an der Ostfront kämpften. Mit jedem Sieg der AntifaschistInnen an der Ostfront rückte zugleich das Ende der deutschen Vernichtungspolitik gegenüber europäischen Jüdinnen und Juden näher, die in den deutschen Vernichtungslagern Auschwitz-Birkenau, Majdanek oder Sobibor planmäßig betrieben wurde. Mit dem Sieg über den Faschismus wuchs auch die Hoffnung auf einen demokratischen und sozialen Wiederaufbau in Europa.
Gedenken wir an diesem Tag in besonderer Weise all jene Kämpferinnen und Kämpfer, die bewaffneten und zivilen Widerstand gegen den deutschen Faschismus und mit ihm in verschiedenen Ländern verbündete Kräfte, auf allen Fronten des Zweiten Weltkrieges und in allen Gesellschafts-Bereichen leisteten.
Ich begrüße sehr, dass die Berliner VVN-BdA und zahlreiche AntifaschistInnen mit dem Fest zum Tag des Sieges im Treptower Park seit Jahren kontinuierlich wichtige Erinnerungsarbeit dazu leisten und Überlebende und ZeitzeugInnen dabei einen zentralen Platz einnehmen.
Ich freue mich sehr auch in diesem Jahr an den Feierlichkeiten zum Tag des Sieges teilzunehmen, dass von ehrenamtlichen AktivistInnen vorbereitet wird und von zahlreichen BerlinerInnen mit unterschiedlichem sozialen und sprachlichen Hintergrund besucht wird.
Die meisten überlebenden Opfer des deutschen Faschismus sind 71. Jahre nach ihrer Befreiung bereits verstorben oder befinden sich in einem angeschlagenen gesundheitlichen Zustand. Die soziale Sicherheit dieser älteren Menschen, ihr Recht auf Zugang zur Gesundheitsversorgung, angemessener Pflege und anderer Sozialer Menschenrechte muss überall in Europa gewährleistet werden. Denn es waren diese Menschen die ihre Jugend, Gesundheit und ihr Leben während des Zweiten Weltkrieges für unser Leben in Freiheit geopfert haben. Wir sind verpflichtet Ihnen einen respektvollen und angemessenen Lebensstandard auch im fortgeschrittenen Alter zu ermöglichen.
Angesichts des Widererstarkens des Antisemitismus, der extremen Rechte und des Rechtspopulismus in West und Osteuropa ist die Verpflichtung: „Nie wieder Faschismus – nie wieder Krieg“ heute wichtiger denn je. Nur gemeinsam und über die nationalen Grenzen hinweg werden wir uns den neuen Bedrohungen des Nationalismus, Chauvinismus und der Ausländerfeindlichkeit in den Weg stellen können.