Anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung vom deutschen Faschismus besuchten auf Einladung der Berliner VVN-BdA vier ehemalige Soldatinnen und Soldaten der 1. Polnischen Armee, wo einige von ihnen noch vor Siebzig Jahren gekämpft haben, Berlin. Sie wurden begleitet von Herrn Tadeusz Kreps, dem Vorsitzenden der Versöhnungs-Mission „Missio Reconciliationis“.
Foto: Andreas Domma
Am 7. Mai veranstaltete die SPD-Fraktion in der BVV Charlottenburg-Wilmersdorf, mit Unterstützung der Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes -Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (Berliner VVN-BdA) und des AStA der Technischen Universität Berlin ein Zeitzeugengespräch anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung. Dank dem Engagement des Bezirksverordneten Wolfgang Tillinger gelang es dabei, in kurzer Zeit eine beeindruckende Veranstaltung zu ermöglichen. Der Anteil der 1. Infanterie-Division Tadeusz-Kościuszko, der 1. Polnischen Armee an den Kämpfen in Charlottenburg ist in der Berliner Öffentlichkeit dabei noch weitgehend unbekannt. Die polnischen Kombattanten berichteten über die Kämpfe in Charlottenburg vor 70 Jahren. Kapitän zur See Henryk L. Kalinowski war einer der ersten polnischen Soldaten, die in Berlin-Tiergarten kämpften und dort Panzersperren zerstörten. Major Lech Tryuk war mit seiner Einheit am Karl-August-Platz in Berlin-Charlottenburg im Einsatz. Oberleutnant Hania Szelewicz, deren 2. Division an der Befreiung des KZ Sachsenhausen beteiligt war erläuterte die besondere Rolle der Frauen in der Armee. Die meisten Soldaten und Soldatinnen der 1. Polnischen Armee sind dabei Sibirien-Verschleppte. Der leider erkrankte Oberst Eugeniusz Skrzypek war unmittelbar an Kämpfen an der Dove-Brücke, dem Charlottenburger Tor und somit an Kämpfen um die damalige Technische Hochschule beteiligt. Er wurde von dem damaligen Kinder-Soldaten Hauptmann Edward Kublik vertreten, der am S- und U-Bhf. Tiergarten kämpfte.
Foto: Andreas Domma
Die polnischen Gäste waren sehr angetan, dass sie nach 70 Jahren über ihren Kampf um die Befreiung Berlins berichten konnten und dass sie heute in Berlin als Freunde und gute Nachbarn empfangen werden. Diese gutnachbarschaftliche und gemeinsame europäische Perspektive auf eine geteilte dramatische Geschichte betonten sowohl Herr Kalinowski als auch Herr Tryuk, der zunächst am Warschauer Aufstand in der 104. Syndikalistischen Kompanie der Heimat Armee (Armia Krajowa – AK) teilnahm und später u.a. in der Bismarckstrasse kämpfte.
Im Anschluss an das Treffen wurde die Abgeordnete Azize Tank und der Bezirksverordnete Wolfgang Tillinger für ihre Bemühungen um den Erhalt der Erinnerung an den polnischen Beitrag im Kampf um die Befreiung Berlins vom Faschismus mit einer Medaille ausgezeichnet.
Am 8. Mai nahmen die polnischen Kombattantinnen und Kombattanten an der feierlichen Gedenkstunde von Bundestag und Bundesrat anlässlich des 70. Jahrestages des Endes des Zweiten Weltkrieges und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft im Deutschen Bundestag statt. Im Anschluss lud die Abgeordnete Tank die polnischen Gäste zu einer Führung durch das Reichstagsgebäude ein und einen gemeinsamen Mittagessen.
Bei einem anschließenden Empfang der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus von Berlin ehrten die polnischen Widerstandskämpfer im Namen des Vorstandes der Vereinigung der Polnischen KombattantInnen und Ehemaliger Politischer Gefangenen (ZKRPiBWP) mit Sitz in Warschau die Abgeordnete Azize Tank und Udo Wolf, den Fraktionsvorsitzenden der LINKEN im Abgeordnetenhaus von Berlin, mit dem dem Kommandeurskreuz des Ordens „Missio Reconciliationis“ . Dabei würdigte Herr Kapitän zur See Kalinowski ihre Bemühungen um Versöhnung und Völkerverständigung sowie ihren Einsatz für ein weltoffenes Berlin das sich seiner geschichtlichen Verantwortung stellt. Daneben wurden für auch der Geschäftsführer der Fraktion der LINKEN im Abgeordnetenhaus Uwe Melzer sowie der Vorsitzende der Berliner VVN-BdA Dr. Hans Coppi ausgezeichnet.
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