Wiedereröffnung der Ausstellung zum deutschen KZ und Zuchthaus Sonnenburg im Museum der Martyrologie am 30. Januar 2015 in Słońsk

Foto: Andreas Domma

Azize Tank gedenkt der Opfer des deutschen KZ und Zuchthauses Sonnenburg, Foto: Andreas Domma

Anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung des deutschen Zuchthauses Sonnenburg durch die Rote Armee und dem kurz davor stattgefunden Massaker an fast 1000 Häftlingen, die ein SS-Kommando aus Frankfurt (Oder) verübte, nahm die Bundestagsabgeordnete Azize Tank am 30. Januar 2015 an dem Gedenken an die Opfer des KZ und Zuchthauses Sonnenburg in der polnischen Gemeinde Słońsk (ehemals Sonnenburg) teil.

„Die hier ermordeten Widerstandskämpfer aus ganz Europa mahnen uns. Sie fordern uns aber auch zum aktiven Handeln auf! Der Widerstand der hier inhaftierten, gefolterten und teils ermordeten Franzosen, Belgiern, Niederländern, Norwegern, Luxemburgern, Tschechoslowaken, Jugoslawen und Sowjetbürgern aber auch zahlreichen deutschen Antifaschisten verpflichten uns: Angesichts des Widererstarkens des Antisemitismus, Rassismus Chauvinismus und anderer Ideologien der Ungleichwertigkeit müssen wir gemeinsam aktiv für soziale Teilhabe und Demokratie eintreten, gegen soziale Ausgrenzung.“ erklärte Azize Tank bei einem Gespräch mit Angehörigen ehemaliger deutscher Häftlinge des deutschen KZ Sonnenburg.

Die Abgeordnete hatte zuvor eine schriftliche Frage an die Bundesregierung bezüglich der Entschädigung ehemaliger Häftlinge des KZ Sonnenburg (1933-34) und Zuchthaus Sonnenburg (1934-45) sowie ihrer Angehörigen eingereicht. „Die Entschädigung der Angehörigen, insbesondere der Häftlinge des Zuchthauses Sonnenburg ist von besonderer Bedeutung. Der Nacht-und-Nebel-Erlass vom 7. Dezember 1941 hatte zur Folge, dass 700.000 des Widerstands verdächtige Personen aus Frankreich, Belgien, den Niederlanden und Norwegen nach Deutschland verschleppt wurden, ohne das die Angehörigen irgendwelche Auskünfte erhielten. Dieses Verschwindenlassen wurde gezielt zur Terrorisierung der Gesellschaft, insbesondere der Familienangehörigen konzipiert. Die Nachkommen leiden teilweise bis heute unter deren Folgen.“  so Azize Tank.

Dr. Hans Coppi erläutert die vom Internationalen Arbeitskreis bei der Berliner VVN-BdA erarbeiteten Ausstellungs-Tafeln im renovierten Museum der Martyrologie,  Foto: Andreas Domma

Dr. Hans Coppi erläutert den Angehörigen der Häftlinge und der Abgeordneten Azize Tank, die vom Internationalen Arbeitskreis erarbeiteten Ausstellungs-Tafeln im renovierten Museum der Martyrologie, Foto: Andreas Domma

Nach der Gedenkveranstaltung wurde in Słońsk eine neue Ausstellung in dem Museum der Martyrologie eröffnet, dessen Sanierung von der Europäischen Union finanzierten wurde an der die Abgeordnete Azize Tank gemeinsam mit der polnischen Sejm-Abgeordnete Bożena Sławiak (PO) und diplomatische Verterer u.a. Jan Spilliaert (Belgien) sowie der Großherzog von Luxemburg Henri von Nassau und der Luxemburgische Premierminsiter Xavier Bettel teilgenommen haben.

Die Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten (VVN-BdA) war gemeinsam mit dem gegründeten Internationalen Arbeitskreis zum Gedenken an die Häftlinge des KZ und Zuchthauses Sonnenburg maßgeblich an der Erarbeitung der Ausstellung beteiligt. Bei der Erarbeitung der Inhalte für die Ausstellungstafeln, waren die polnischen Partnerinnen und Partner für die geschichte des Zuchthauses vor 1933 und für das Gedenken und Erinnern in den Nachkriegsjahrzehnten in Słońsk zuständig. Der Internationale Arbeitskreis zum Gedenken an die Häftlinge des KZ und Zuchthauses Sonnenburg bei der Berliner VVN-BdA hatte dagegen die Erstellung von Ausstellungs-Tafeln für den Zeitraum von 1933 bis 1945 und die Geschichte der juristischen Aufarbeitung zu verantworten.

Initiator des im Jahre 1974 eröffneten „Museums der Martyrologie der Häftlinge – Opfer des Hitlerfaschismus in Sonnenburg 1933–1945“ und Mitautor der damaligen Ausstellung war der polnische Staatsanwalt Dr. Przemysław Mnichowski. Dank seiner intensiven Nachforschungen, guten Kontakte zu Familien von Opfern und zu Überlebenden und ihren Organisationen sowie zu Historikerinnen und Historikern und Archiven in Westeuropa und Norwegen sowie in beiden deutschen Staaten erhielt Dr. Mnichowski zahlreiche Dokumente und Fotos für die Ausstellung. Durch langandauernde eindringende Nässe wurde der Großteil der damaligen Ausstellung nach dem Ausstellungs-Konzept von Dr. Mnichowski leider unwiderruflich zerstört.

An der Eröffnung der neuen Ausstellung nahmen neben den Angehörigen von Häftlingen auch Historikerinnen und Historikern aus Polen, Deutschland, Frankreich, Belgien, Luxemburg, den Niederlanden und Norwegen teil. Die internationale Zusammenarbeit dieser Expertinnen und Experten aus sieben europäischen Ländern zeigt, wie wichtig die grenzüberschreitende europäische Kooperation ist, damit Słońsk mit seinem Museum und dem Friedhof für die Opfer des Zuchthauses Sonnenburg auch ein europäischer Gedenk- und Mahnort wird und im erinnerungspolitischen Bewusstsein in Europa den ihm gebührenden Platz einnimmt.

 

WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN:

 

Antwort der Bundesregieurng auf Schriftliche Frage betreffend der Entschädigung ehemaliger  Häftlinge des deutschen KZ und Zuchthaus Sonnenburg (1933-1945) sowie ihrer Familien 

 

FOREIGN LANGUAGES:

Odpowiedz na pisemne zapytanie: Odszkodowanie dla więźniów niemieckiego obozu koncentracyjnego i ciężkiego więzienia karnego Sonnenburg (1933-1945) oraz ich rodzin (POLSKI)

Réponseà question écrite: Verser une indemnité à les anciens détenus du camp de concentration et de la prison de Sonnenburg (1933-1945) ou leurs familles (FRANÇAIS)

Antwoord chriftelijke vraag: Schadevergoeding aan voormalige gevangenen van concentratiekamp en gevangenis Sonnenburg (1933-1945) respectievelijk aan hun familielede (NEDERLANS)

Besvarer skriftlige spørsmål: Erstatning til tidligere fanger i konsentrasjonsleiren og tukthuset Sonnenburg (1933-1945) (NORSK)